Mit dem Rad
die Geschichte der deutschen Teilung erfahren.
Die fünftägige Fahrradtour setzte sich mit der Geschichte der innerdeutschen Grenze und ihren Gegenwartsbedeutungen auseinander. Auf der Tour wechselten sich Besuche von historischen Orten, Museen, Zeitzeugengespräche, Führungen und seminaristische Sequenzen miteinander ab. Wir bewegten uns mit dem Fahrrad in einer Landschaft, die 40 Jahre lang durch die innerdeutsche Grenze geprägt worden ist, wollten Menschen und Schicksale an dieser Grenze kennenlernen, aber auch die gegenwärtige Landschaft des „Grünen Bandes“ erfahren. Dabei bildeten der heutige Umgang mit der Vergangenheit sowie die Gegenwartsbedeutungen der Vergangenheit einen besonderen Schwerpunkt. Insbesondere die aktuelle Situation von Flüchtlingen spielte eine wichtige Rolle. Außerdem wurde die Fahrt auch zu einem sozialen Erlebnis des Miteinanders, biographische Erfahrungen zu teilen, körperliche Herausforderungen zu bestehen und einander zu helfen. Die Herausforderung, gemeinsam ans Ziel zu kommen, schweißte die Gruppe zusammen.
(Planung für 2017)
Unsere Projektgruppe bestand aus 6 Schülerinnen vom Gymnasium Lübz. Dazu kamen weitere Schüler_innen und Erwachsene, insgesamt 25 Personen.
Die Gruppe startete am 13. Juli in Herrnburg. Auf der Fahrt nach Schlagsdorf lernten wir den Erinnerungsort für das geschleifte Dorf Lenschow kennen und durchfuhren das Grüne Band. Der Besuch im Grenzhus vermittelte Grundinformationen über die Geschichte der innerdeutschen Grenze.
Am zweiten Tag begleitete uns der Zeitzeuge Wolfgang May., ein ehemaliger BGS-Beamter. In Sophienthal berichtete er von der Flucht von drei jungen Männern aus Boize.
Am Abend fand im Pahlhuus in Zarrentin eine Filmveranstaltung mit dem Film „Gegen die Grenze. Das Leben des Michael Gartenschläger“ statt.
Von Zarrentin ging es am dritten Tag zum Gartenschläger-Eck. Dort hatten der Freundeskreis Michael Gartenschläger und Wolfgang Kniep vom Landschaftspflegeverband zwei unterschiedliche Arbeitsmöglichkeiten vorbereitet. Alle Teilnehmenden nahmen dieses Angebot engagiert an, um die Erinnerung an die innerdeutsche Grenze zu bewahren und einem Opfer des DDR-Grenzregimes zu gedenken.
Vom Gartenschläger-Eck kommend, gab es einen Halt am ehemaligen Grenzbahnhof Schwanheide. Dort erzählte ein Teilnehmer der Tour über seine Ausreise aus der DDR. Sein Bericht berührte die Gruppe emotional und hinterließ einen tiefen Eindruck.
Am nächsten Tag fuhren wir von Boizenburg entlang der Elbe zur Notunterkunft Sumte. Dort empfing uns Frau Thom, die in ihrer unkomplizierten Art und Weise einen sehr lebendigen Eindruck von der Arbeit ihres Teams und von der Situation der Flüchtlinge in der Notunterkunft gab.
In Sumte holte uns Frau Wittkopf ab, die uns die Landschaft der Elbtalaue sowie die Grenzgeschichte in der Region erläuterte. Wir besuchten mit ihr das Elbmarschdorf Konau. Hier bildeten die Zwangsaussiedlungen aus dem DDR-Grenzsperrgebiet 1952 und 1961 die Schwerpunkte. Von Konau erreichten wir die Jugendherberge in Hitzacker, von wo wir noch zu einer abendlichen Fahrt mit dem Museumsfloß auf der Elbe aufbrachen.
Am letzten Tag fuhren wir von Hitzacker nach Dömitz. In Rüterberg zeigte uns Herr Schmechel die Heimatstube und erzählte vom Schicksal der Gemeinde im Grenzsperrgebiet. Rüterberg. Im Weiteren berichtete er über das Alltagsleben im Sperrgebiet sowie den Dienst bei den DDR-Grenztruppen. Zum Abschluß der Tour bilanzierten wir die Erlebnisse und Erfahrungen in den letzten fünf Tagen auf der Festung in Dömitz.
Persönliche Statements
von Schülerinnen des Gymnasium Lübz:
Juliane Hey: Die Tour war für mich sehr anstrengend, da der ständige Wechsel von körperlicher Anstrengung und dem Behandeln von Fakten etc. zur Grenze ständige Aufmerksamkeit erforderte. Allerdings habe ich nun einiges über die verschiedenen Sichtweisen und Eindrücke unterschiedlicher Menschen zur deutschen Teilung gelernt. Die Dimension und ehemalige Allgegenwart der Grenze ist mir durch das viele Radfahren erst richtig klar geworden.
Lea Schneider: Die Tour war für mich eine neue Erfahrung. Man hat viel Persönliches erfahren, ist Zeitzeugen und originalen Überresten begegnet und hat unterschiedliche Erfahrungen aus Ost und West kennengelernt. Jedoch waren auch die heutigen Veränderungen bzw. die gegenwärtige Situation von Flüchtlingen interessant, da es sowohl Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt.
Sophie Bechert: Die Tour war für mich eine Möglichkeit, die deutsche Teilung aus einem anderen Blickwinkel als dem Geschichtsunterricht kennenzulernen. Anders als im Unterricht habe ich individuelle und persönliche Geschichten von Zeitzeugen gehört. Durch die Verbindung von Sport und Geschichte sowie den Besuch einiger Orte war die Tour sehr anschaulich, informativ und abwechslungsreich.
Julia Schönrock: Die Tour war für mich eine andere Erfahrung, die sehr informativ und spannend war, sodass ich mein Wissen erweitern und neue Aspekte zum Thema Grenze und Flucht kennenlernen konnte, die ich im Unterricht wahrscheinlich nie erfahren hätte.
Viviane Wassilewsky: "Die Tour war lehrreich, schön, spannend, sportlich, weil ich viele neue und auch verschiedene Menschen kennenlernen konnte. Von einigen hörte ich ihre Geschichten aus der Zeit der deutschen Teilung. Zeitzeugengespräche waren meistens sehr spannend, jedoch manchmal auch zu lang. Da ließ meine Konzentration nach. Die Landschaft und die Orte, durch die wir fuhren, fand ich sehr gut. Vor allem beeindruckte mich, wenn ich sah, wo genau die Grenze verlief und wir noch Überreste oder Denkmale sahen. Die Tour war wichtig und ergänzend zum Geschichtsunterricht."
Ruth Schwandt: "Die Tour war für mich eine Erweiterung meines Wissenshorizontes. Die Kombination aus Fahrrad fahren und Wissensvermittlung hat es mir leichter gemacht, die Ereignisse zu verstehen und zu behalten. Es hat mich beeindruckt, an den besonderen Orten selber zu stehen und mich von den Geschichten der Zeitzeugen inspirieren zu lassen. Trotz Muskelkaters kann ich eine positive Bilanz der Fahrt ziehen."